Montag, 16. März 2015

Kommunikation - digital genau so wie analog?

Aus gegebenem Anlass (eine - offenbar Ex - Freundin stritt mit mir im Netz und per Mitteilungen, aber nicht persönlich) stelle ich mir zum wiederholten Mal die Frage: Können wir mit dieser Art Kommunikation - die ich ja auch gerade wieder pflege - überhaupt umgehen? Und mit "umgehen" meine ich: decken sich unsere über etliche 100.000 Jahre gefestigten Analog - Kommunikationsstrukturen mit denjenigen, die wir seit einigen Jahren digital erarbeitet haben? Oder etwas flapsiger gesagt: kann ein Emoticon wirklich lächeln? Hier habe ich einen netten, weil einfach geschriebenen, Artikel dazu gefunden - es geht um die 5 Kommunikationaxiome von Paul Watzlawick. Das zweite Axiom* besagt , dass ohne den Beziehungsaspekt der Kommunikation diese gar nicht möglich ist - und wie Schulz - von Thun mit seinem Vier - Ohren - Modell gezeigt hat, steckt in jeder Aussage, die ich mache, der Beziehungsaspekt ebenso wie der Sach -, der Selbstoffenbarungs - und der Appell - Aspekt. 

Watzlawick stellt aber auch fest, dass die Beziehungsseite hauptsächlich über analoge Kommunikation erfolgt (wobei er damit die non - verbale Seite der Kommunikation meint), wohingegen der Sachinhalt zum größten Teil digital (= verbal) mitgeteilt wird.

Und was passiert, wenn die non - verbale Kommunikation nicht mehr stattfindet, weil wir alles mit Likes, Emoticons und nackten Buchstaben ausdrücken? 

Meine subjektive Erfahrung dazu (nicht nur im gerade stattfindenden oder besser stattgefunden habenden Konflikt, sondern in wirklich jedem Streit, den ich jemals per E - Mail ausgetragen habe): 
1. Es werden Dinge (inhaltlich) gesagt, die von Angesicht zu Angesicht noch nie gesagt wurden.
2. Es werden Ausdrücke benutzt, die wir uns niemals ins Gesicht sagen würden.
3. Der Streit eskaliert in maximal 3 Schritten - also wesentlich schneller, als die allermeisten Streitereien, die ich im wirklichen Leben erlebt und beobachtet habe.
4. Es gibt immer eine Eskalation. Versöhnung ist digital nicht vorgesehen.
5. Vorschläge, den Streit mündlich weiter zu führen, führen ab der 1. Eskalationsstufe (Schritt 3...) ins Leere. Meine Theorie: in dem Moment, wenn wir uns vorstellen, dass wir das, was wir dem geduldigen Laptop anvertraut haben, jetzt verbal noch einmal wiederholen müssen, tritt unser normales Schamgefühl wieder in Kraft. Uns fehlen dann meist schlicht die Strategien, um aus einer solchen "elektronischen" Falle wieder in die Real - Life - Freiheit zu entkommen.

Habt Ihr auch Erfahrungen mit Laptop - Streitereien oder Facebook - Eskalationen? Würde mich sehr interessieren, ob Ihr meine Theorie bestätigt oder vielleicht eine andere habt... 

*(" Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist.") 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen